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Behandlung

Die Möglichkeiten der Therapie Ihres Prostatakrebses hängen von mehreren Faktoren ab, wie etwa davon, wie schnell der Krebs wächst, ob und wie weit er bereits gestreut hat, oder wie Ihr allgemeiner Gesundheitszustand ist.

Für die Wahl der Therapie werden mit Ihnen auch der Nutzen und die potentiellen Nebenwirkungen der Behandlung abgewogen.

Eine unmittelbare Behandlung muss nicht unbedingt notwendig sein
Männer mit Prostatakrebs im frühesten Stadium müssen sich nicht unbedingt sofort einer Therapie unterziehen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann es sogar sinnvoll sein, die Krebserkrankung gar nicht zu behandeln, sondern engmaschig zu kontrollieren. So empfehlen Ärzt:innen die aktive Überwachung als eine angemessene Strategie (Active Surveillance).
Hintergrund der aktiven Überwachung ist die Tatsache, dass wenig aggressive Prostatakrebserkrankungen sehr selten fortschreiten bzw. das Fortschreiten der Erkrankung über Jahrzehnte andauern kann und während der Lebenszeit des Patienten keine weiteren Probleme verursacht. Wichtig ist es dementsprechend, bei der Selektion von Patienten, die von solch einer aktiven Überwachung profitieren, streng zu sein.

Durch aktive Überwachung, regelmäßige Blutuntersuchungen, rektale Untersuchungen, erneute MRT-Untersuchungen und eventuelle Biopsien kann der weitere Verlauf Ihres Krebses kontrolliert werden. Sollte der Krebs fortschreiten, können verschiedene Prostatakrebsbehandlungen in Erwägung gezogen werden, wie zum Beispiel eine Operation oder Bestrahlung.

Das Risiko bei der aktiven Überwachung besteht darin, dass der Krebs zwischen den Kontrolluntersuchungen wachsen und streuen kann, was die Chancen auf Heilung verringert. Diese Chancen sind nach aktuellem Stand der Wissenschaft als vernachlässigbar gering einzustufen, vor allem, da es strenge klinische Kriterien gibt, die festlegen, welche Patienten für die aktive Überwachung potentiell geeignet sind.


Lokale Therapie – operative Prostata(krebs)entfernung und Strahlentherapie

Chirurgische Entfernung der Prostata

Die Möglichkeit eines operativen Eingriffes zur Behandlung von Prostatakrebs beinhaltet die Entfernung der Prostatadrüse (radikale Prostatektomie) sowie von Teilen des umliegenden Gewebes und einiger Lymphknoten. Hierbei gibt es folgende Optionen:

  • Chirurgischer Eingriff mit Hilfe eines Operationsroboters
    Bei der roboterunterstützten Operation werden die an einem mechanischen Gerät (Roboter) befestigten Operationsinstrumente durch mehrere kleine Schnitte in den Unterbauch eingeführt. Der:die Chirurg:in bedient den Roboter mittels einer Steuerkonsole. Die robotergestützte Prostataektomie ermöglicht es dem:der Chirurg:in, noch präzisere Bewegungen mit den Instrumenten auszuführen, als dies bei herkömmlichen minimalinvasiven Eingriffen der Fall ist.
  • Laparoskopische Prostatektomie
    Während einer laparoskopischen Prostataektomie operiert der:die Chirurg:in durch minimale Einschnitte im Unterbauch mit Hilfe einer kleinen Kamera (Laparoskop). Diese Technik erfordert ein hohes Maß an Erfahrung und Übung seitens des:der Operateur:in, und es besteht zudem ein hohes Verletzungsrisiko des umliegenden Gewebes. Aufgrund dessen wird diese Art von Operation in den USA üblicherweise bei Prostatakrebs nicht mehr angewandt.
  • Durch einen Schnitt am Unterbauch
    Bei einem sogenannten retropubischen Eingriff wird die Prostatadrüse durch einen Schnitt im Unterbauch entfernt.
  • Über einen Schnitt zwischen Anus und Hodensack
    Bei dieser Methode, genannt perineale radikale Prostatektomie, wird der Zugang zur Prostata mittels eines Hautschnittes zwischen Anus und Hodensack ermöglicht. Durch eine perineale Operation kann eine schnellere Genesung erzielt werden, allerdings gestaltet sich die Entfernung von umliegenden Lymphknoten sowie die Vermeidung von Nervenverletzungen hierbei schwieriger.

Lassen Sie sich von Ihrem:Ihrer Ärzt:in beraten, welche mögliche Variante eines chirurgischen Eingriffes in Ihrer Situation am besten geeignet ist. Eine radikale Prostatektomie ist immer mit dem Risiko der Harninkontinenz und erektilen Dysfunktion verbunden.

Fragen Sie Ihr:e Ärzt:in, mit welchen Risiken Sie in Hinblick auf Ihre individuelle Situation, die Art der Behandlung, Ihr Alter, Ihre Körperstatur sowie Ihre allgemeine gesundheitliche Verfassung zu rechnen haben.


Strahlentherapie

Diese Form der Behandlung nutzt radioaktive Hochleistungs-Energie-Strahlen, um Krebszellen zu zerstören. In der Strahlentherapie, die bei Prostatakrebs angewendet wird, unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Bestrahlungsverfahren:

  • Bestrahlung von außen durch die Haut („Perkutane Strahlentherapie“)
    Bei der perkutanen Strahlentherapie liegen Sie auf einem Behandlungstisch, während ein Bestrahlungsgerät um Ihren Körper bewegt wird, das mit Hochleistungs-Energie-Strahlen wie etwa Röntgenstrahlen oder Protonen punktuell Ihren Prostatakrebs behandelt. Die Bestrahlung erstreckt sich normalerweise über einen Zeitraum von mehreren Wochen, in denen Sie fünfmal pro Woche zur Behandlung kommen sollten.
  • Bestrahlung im Inneren des Körpers („Brachytherapie“)
    Bei der Brachytherapie werden viele kleine radioaktive Strahlungsquellen jeweils von der Größe eines Reiskornes direkt in Ihr Prostatagewebe eingesetzt, welche dort gezielt eine niedrige Strahlungsdosis über einen längeren Zeitraum abgeben. Ihre Ärzt:in platziert diese kleinen radioaktiven Teilchen unter Ultraschallkontrolle mittels einer dünnen Hohlnadel in Ihre Prostata. Die implantierten Strahlungsteilchen hören nach einiger Zeit von selbst auf, radioaktive Strahlen abzugeben und müssen auch nicht entfernt werden.

Mögliche Nebenwirkungen der Strahlentherapie beinhalten schmerzhaftes Wasserlassen, vermehrtes und dringendes Wasserlassen, sowie rektale Beschwerden wie etwa unregelmäßiger, weicher und schmerzhafter Stuhlgang. Auch Erektionsstörungen können auftreten.


Fokale Therapie

Unter fokaler Therapie versteht man die punktuelle Zerstörung von Krebszellen der Prostata, ohne dass diese entfernt oder zur Gänze bestrahlt werden muss. Ein an unserer Abteilung angewandtes Verfahren ist die HIFU-Therapie. Hierbei wird der Tumor mittels einer Ultraschallsonde durch den Enddarm lokalisiert und anschließend mittels hochintensiv fokussiertem Ultraschall (HIFU) unter Narkose zerstört. Das Verfahren gilt weiterhin, vor allem im Vergleich mit der etablierten Operation oder Bestrahlung, als experimentell. Auch hier ist eine genaue Patientenselektion anhand von klinischen Parametern der Schlüssel zum Therapieerfolg. Ihr Vorteil ist, dass sie vergleichsweise nebenwirkungsarm ist.

Anfängliche Versuche, die fokale Therapie bei Prostatakrebs einzusetzen, resultierten in hohen Komplikationsraten und inakzeptablen Nebenwirkungen. Neue Technologien ermöglichen jedoch eine Verringerung der Komplikationen, verbessern die Krebskontrolle und machen den Eingriff für den Patienten erträglicher.


Systemische Therapie

Ist die Prostatakrebserkrankung weiter fortgeschritten, ist eine lokale Therapie allein nicht zielführend. Hier ist eine Therapie, die den gesamten Körper betrifft, notwendig. Zumeist kommen Kombinationen aus einer Hormontherapie (Androgenentzug) und einer weiteren Therapie wie zum Beispiel einer weiteren Androgen-Therapie oder einer Chemotherapie zum Einsatz.


Hormonentzugstherapie (Androgenentzugstherapie)

Bei dieser Behandlungsmethode wird die Bildung des männlichen Sexualhormons Testosteron im Körper unterdrückt, da dieses dafür sorgt, dass Prostatazellen schneller wachsen und sich vermehren – insbesondere Prostatakrebszellen. Durch die Senkung des Testosteronspiegels verlangsamt sich das Wachstum der Krebszellen oder sie sterben ab.

Mögliche Optionen einer Hormonentzugstherapie beinhalten:

  • Gabe von Medikamenten zur Unterdrückung der Testosteronproduktion
    Durch Medikamente, sogenannte LH-RH-Agonisten (Luteinizing Hormon-Releasing Hormons), wird die Produktion von Testosteron in den Hoden blockiert.
  • Gabe von Medikamenten, die verhindern sollen, dass Testosteron die Krebszellen erreicht
    Als Antiandrogene versteht man Medikamente, die dafür sorgen, dass Testosteron in den Tumorzellen nicht wirksam werden kann. Beispiele hierfür sind Bicalutamide (Casodex), Flutamide und Nilutamide (Nilandron).
  • Operative Entfernung der Hoden (Orchiektomie)
    Das chirurgische Entfernen der Hoden bewirkt eine starke Senkung des Testosteronspiegels im Körper.

Eine Hormonentzugstherapie wird bei Männern mit Prostatakrebs in einem fortgeschrittenen Stadium angewendet, um den Krebs zu verkleinern bzw. das Tumorwachstum zu verringern. Bei Männern mit Prostatakrebs im Frühstadium kann eine Hormonentzugstherapie dazu dienen, den Tumor vor einer Strahlenbehandlung zu schrumpfen. Dadurch können die Erfolgschancen der Strahlentherapie erheblich gesteigert werden.

Als mögliche Nebenwirkungen einer Hormonentzugstherapie können Erektionsstörungen, Hitzewallungen, Verlust von Knochenmasse, verringerte Libido und Gewichtszunahme auftreten.


Chemotherapie

Bei der Chemotherapie werden Medikamente eingesetzt, um schnell wachsende Zellen, insbesondere Krebszellen, abzutöten. Sie wird dem Patienten intravenös, in Tablettenform oder in Kombination beider Applikationsformen verabreicht. Chemotherapie kann dann eine sinnvolle Behandlungsmethode sein, wenn sich der Prostatakrebs bereits in weiter entfernten Arealen des Körpers ausgebreitet hat.


Antiandrogentherapie

Bei dieser Therapieform wird der Testosteronstoffwechsel über die alleinige Testosteronproduktion im Hoden hinaus beeinflusst. Ziel ist es, das für die Krebszelle wichtige Testosteron auf weiteren Ebenen zu hemmen. So wird zum Beispiel der Rezeptor für Testosteron blockiert und dadurch die „Verwertbarkeit“ von Testosteron für die Krebszelle gehemmt.